Besinnung

HERR, zeige mir, welchen Weg ich einschlagen soll, und lass mich erkennen, was du von mir willst! (Psalm 25,4)

Im Juli waren wir im Urlaub. Mit dem Fahrrad folgten wir dem Elberadweg von Hřensko nach Norden. Anfangs war der Weg das Ziel, wir wussten nicht genau, bis wohin wir es in der geplanten Zeit schaffen würden. Später entstand der Wunsch, am Ende in Hamburg ein Musical zu besuchen, das konkrete Ziel änderte die Tourenplanung. Die Etappen wurden so eingeteilt, dass das Ziel erreichbar wurde. Manche Schönheit am Wegesrand blieb unbesucht. Ähnlich kann es uns in unserem Leben gehen. Mit unserer Konfirmation entscheiden wir uns bewusst, den Weg mit Gott zu gehen. Wir entscheiden uns für den Weg. Vielleicht sind wir uns über das Ziel noch gar nicht so sicher. Auf diesem Weg kommen wir an Kreuzungen und Abzweige. Wir müssen uns entscheiden: Welche Fächerkombination wählen wir für unsere Abschlussprüfungen in der Schule, welchen Berufsweg schlagen wir ein, in welchem Verein engagieren wir uns, welche Beziehungen pflegen wir, welche Arbeitsstelle ist die richtige? An jeder Weggabelung entscheiden wir uns auch, etwas nicht zu tun. Wenn wir später im Leben auf Entscheidungen zurückschauen, trauern wir vielleicht über nicht genutzte Chancen. Wären wir doch den anderen Weg gegangen. Wenn Menschen sich zur Jubelkonfirmation treffen, können sie sich über gegangene Wege austauschen. Dann merken wir auch, dass nicht immer die „großen“ Entscheidungen unseren Weg bestimmt haben. Da gab es den Opa, der immer für uns gebetet hat. Da waren die Freunde in der Jungen Gemeinde, die genauso gern Musik machten wie wir oder mit denen wir die Technik in der Kirchgemeinde erneuerten und deshalb oft im Gottesdienst waren. Die Nachbarsfrau mit Rollstuhl brauchte unsere Hilfe, nur mit uns konnte sie zum Gottesdienst kommen, also waren wir auch dort. Ein Unfall oder eine schwere Erkrankung hat unser ganzes Leben durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt. Wir mussten neu entdecken, wie wir unseren Weg überhaupt noch gehen können. Vielleicht müssen wir jetzt einen „Umweg“ gehen, einen Weg mit geringerer Steigung oder wir kommen nur weiter mit Menschen, die uns helfen. Früher oder später auf unserem Weg fragen wir uns, was ist unser Ziel? Wohin sind wir unterwegs? HERR, zeige mir, welchen Weg ich einschlagen soll, Besinnung und Einladung 3 und lass mich erkennen, was du von mir willst! Gibt es einen persönlichen von Gott vorgezeichneten Weg für unser Leben? Dieser Vers aus dem Psalm 25 gibt zumindest einen Hinweis darauf, dass es falsche Abzweigungen gibt. Sonst müsstGott uns den Weg ja nicht zeigen. Der Vers kann Hilfe sein und persönliches Gebet, wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen kann. HERR, zeige mir, welchen Weg ich einschlagen soll. Was würde Jesus zu unseren Plänen sagen? „What would Jesus do – WWJD?“ Nehmen wir uns Zeit zum Innehalten bevor wir uns entscheiden, versuchen wir zu hören, was Gott von uns erwartet? Auch wenn wir zurückblicken auf Lebensabschnitte, können wir sehen, Gott hat es gut mit uns gemeint. Nein, es war nicht immer leicht. Es gab Verzweiflung, es gab Trauer und Enttäuschung. Aber Gott ist diesen Weg mit uns gegangen. Wir waren und sind nicht allein. Und was ist unser Ziel? Wir sind unterwegs zu Gott, wir möchten auf einem Weg gehen, der uns näher zu ihm bringt. Manchmal müssen wir auf Dinge am Wegesrand verzichten, damit wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Dass Gott uns zeigt, wie unser persönlicher Weg weitergeht, wünsche ich uns allen, denen, die gerade die ersten Glaubensschritte gehen, denen, die schon viele Erfahrungen mit Gott gemacht haben, aber ganz besonders denen, die sich gerade fragen, wie es weitergehen kann, weil alles undurchsichtig oder aussichtslos erscheint.
HERR, zeige mir, welchen Weg ich einschlagen soll, und lass mich erkennen, was du von mir willst!

Hildegard Geisler