Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist große.
Klagelieder 3,22f. – Monatsspruch Oktober 2024
Liebe Leser,
„gar aus“ ist wohl das spannendste Wort, das uns im Monatsspruch für Oktober begegnet. Vielfach wissen viele mit dieser Wendung nichts mehr anzufangen. Bestenfalls kennt man den Ausdruck, „jemanden den Garaus machen“ im Sinne von „jemanden vernichten“. Dabei hatte dieser Ausdruck im 15. Jahrhundert einen noch weiteren Bedeutungshorizont. So leitete zu dieser Zeit der Ruf „gar aus!“ die abendliche Polizeistunde ein: Die Arbeit soll „vollständig ruhen“, wenn sich die Stadttore schließen und der Tag endet. In ähnlicher Bandbreite dürfen wir das hebräische Verb „taman“ sehen. Möglich wäre dann die Übersetzung jenes „Gar-Aus-Seins“ sogar mit „… dass wir nicht aufgerieben werden“.
Genau solches „Aufgerieben-Werden“ kennen nun wiederum viele, denn Gründe dafür gibt es oft. Für den einen ist es die hohe Arbeitsbelastung, für den anderen die Sorgen in der Familie. Krankheiten machen dauerhaft zu schaffen, und schließlich versetzen sogenannte ‚innere Treiber‘ – Relikte einer strengen Erziehung – selbst Ältere in Dauerstress. Angelernte Verhaltensmuster oder auch Vorstellungen können zu einer echten Belastung werden!
All demgegenüber stellt das Bibelwort sowohl Gottes „Barmherzigkeit“ und Seine „Treue“. Während Menschen sich oft zerrieben und am Ende fühlen, so ist es Gott lange noch nicht! Im Gegenteil – Gottes Zuwendung reibt sich weder auf noch ab. Sie ist frisch wie frischer Tau am Morgen. So hält Gott treu zu uns, wenn andere uns ihre Zuwendung versagen. Gott ist da, wenn wir uns in einen Kreislauf von Schwierigkeiten hineinmanövriert haben. Und ER hält zu uns, wenn wir uns neugierig auf neue Wege begeben, um manchen „inneren Treibern“ und eingelernten Verhaltensmustern zu entfliehen, dabei neue Denkweisen ertasten und die Möglichkeiten des Lebens ausprobieren.
In diesem Sinne vertröstet dieses Bibelwort nicht, und es stellt auch nicht ruhig. Sondern es ermutigt: Das Kraftpotential in Gottes Zusage für unser Leben ist mächtig-gewaltig. Ohne Wenn und Aber! Die Frage ist nur, ob wir uns von IHM ermutigen lassen um dann auch Dinge wagen, die eigentlich schon lange dran ist? Denn wie vieles brennt uns im Herzen, und wie oft wartet nur etwas darauf, dass wir’s nicht wieder neu begraben. Keiner verlangt, dass wir uns selbst in eine Sperrstunde hineinbegeben und womöglich all dem, was Gott in uns angelegt hat, ein Ende bereiten. Sondern mach Dein Leben rund: Schau auf Deine Wünsche, habe Mut und geh’s an! Gott steht treu auf Deiner Seite – Trau Dich einfach! Und lebe.
In Namen des Kirchenvorstandes grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Jan Schober.